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Jesus und die Eselin

Heute am Palmsonntag werden wir erinnert wie Jesus mit einem Esel nach Jerusalem einzieht, gemäß der Prophezeiung aus dem Alten Testament: "Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig, und er reitet auf einer Eselin." Viele erwarten an den Straßenrändern vielleicht, dass Jesus nun einen Aufstand gegen die römischen Besatzer anzettelt oder durch einen Handstreich sein Volk von allem Leid und Elend befreit, dass er ihnen Frieden bringt, ohne dass sie dafür selbst etwas tun müssten. Doch es kommt ganz anders. Jesus setzt sich bescheiden auf eine Eselin. Und er setzt damit ein deutliches Zeichen: Jetzt kommt etwas ganz Neues. Ein Esel eignet sich nicht zum Kämpfen oder als Statussymbol. Er ist langsam und macht nicht immer das, was man von ihm will.  So wie die Menschen in Jerusalem müssen auch wir immer wieder unsere Erwartungen korrigieren, es annehmen, dass vieles langsamer geht und auch manches ganz anders kommt.  Jesus geht einen Weg, der vielen von uns völlig unverständlich ist. “Nicht wie ich will, sondern wie du”, so betete Jesus im Garten Gethsemane.  “Dein Wille geschehe”, nicht im Sinne einer fremden Macht und die mich ausliefert, die mir etwas antut, was ich nicht will. Vielmehr gebe ich mich dem Größerem hin, der Kraft der Liebe, die mir hilft, geschehen zu lassen, was letztlich mein ureigenstes Interesse ist, wie ich es vielleicht noch gar nicht erkennen kann, weil ich mich selbst in meinem wahren Wesen noch gar nicht erkenne.  Ich muss nicht Angst haben vor der unendlichen Wirklichkeit in mir. Eher muss ich Angst haben, in meiner Verblendung stecken zu bleiben, was mich zu meinem wahren Frieden und zum Wesen meines Herzens hindert.  Das, was mit “Dein Wille geschehe” gesagt wird, ist nicht ein ferner Gott, sondern: Das bin ich in der Tiefe meines Wesens selbst… und ist unendlich gütig.  Es ist diese liebende Wirklichkeit, die in mir durchbricht, die umarmt und durch mich andere umarmt. Manchmal kann es geschehen, dass das Schwere, auch auf unserem inneren Weg unvermeidbar, ja schicksalhaft ist. Denken wir auch an die unausweichlichen Krankheiten oder an die Schergen eines Terrorsystem. Ich denke an die vielen WiderstandskämpferInnen, z. B. Edith Stein und Franz Jägerstätter, die imstande waren, das persönliche Lebens- und Leidensschicksal über die direkten Verursacher hinaus zu heben und in einem größeren Lebenszusammenhang zu stellen und von dort versuchten es anzunehmen.  Nur Angenommenes, und sei es noch so schwer, kann verwandelt werden. Und meine Verwandlung ist die Verwandlung der Welt. Das unabwendbare Schicksal aus den größeren Händen des Lebens annehmen, das uns umfasst und dem inneren Ziel entgegen trägt, auf das wir angelegt sind. 



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